Ich wurde beurteilt. Gemessen. Und als lästig empfunden.
„Fünftausend Dollar?“, wiederholte ich mit unsicherer, aber ruhiger Stimme. „Für die Gadgets eines Jungen?“
Lisa presste die Lippen zusammen.
„Nichts. Du hast Geld. Du hortest es, seit Papa gestorben ist. Warum es dir schwer machen?“
„Ich habe die Rechnungen in diesem Haus bezahlt“, antwortete ich leise, „und dich nie gebeten, meine Medikamente zu bezahlen.“
Sie verdrehte die Augen.
„Du hast Glück, dass ich dich überhaupt bleiben ließ. Nach deiner Operation. Weißt du noch? Du konntest nicht laufen. Ich habe dein ganzes Leben lang gemeistert.“
Und jetzt das? Ich wollte schreien. Nicht wegen der Verbrennungen, sondern wegen des Verrats. Sie unterstützten mich nicht. Sie intrigierten. Lisas Freundlichkeit war an Fäden geknüpft. Nein, an Ketten. Erst unsichtbar. Dann enger. Dann unterbrach sie die Blutzirkulation.
Und plötzlich wurde mir klar. Das war nicht mehr meine Tochter. Nicht wirklich.
Sie sah mich als eine Art Kunden. Eine sture alte Frau, die zu lange lebte.
Hinter ihr sah Travis gelangweilt aus. Immer noch wartend. Immer noch auf die Karte wartend.
Meine Hände zitterten, als ich mir die Beine mit einer Serviette abtupfte. Niemand bot mir Hilfe an. Meine Brust zog sich zusammen. Mein Puls raste. Lisa verschränkte die Arme und fügte mit demselben eisigen Lächeln hinzu:
„Entweder gib mir die Karte oder verschwinde, bevor es dunkel wird.“
Da war es. Keine Bitte. Ein Satz.
Ich betrachtete den verschütteten Kaffee, die zerbrochene Tasse. Eine Scherbe neben meinem Fuß. Gemalte Blumen. Ein Überbleibsel von etwas einst so Schönem. Wie ich.
Ich stritt nicht. Ich weinte nicht. Langsam ging ich zum Waschbecken, kühlte meine verbrannten Hände unter dem Wasserhahn und drehte ihn zu. Dann sagte ich:
„Ich gehe, bevor es dunkel wird.“
Lisa blinzelte. Sie erwartete einen Streit. Aber was sie nicht begriff, was mir schließlich einfiel, war Folgendes:
Schweigen ist keine Schwäche. Und manche Schulden werden nicht mit Geld beglichen, sondern mit Geduld und Entschlossenheit.
Die Tür schloss sich hinter mir, und ich saß allein im Gästezimmer. Meine Beine brannten noch, aber die wirklichen Schmerzen kamen nicht vom Kaffee. Es lag daran, dass sie wusste, dass sie es ernst meinte. Sie wollte, dass ich gehe …